Teil 2: Symbolik traditioneller westafrikanischer Frisuren: Die Lebenssituation, Alter und gesellschaftliche Stellung

  • 24 Mai 2010

Eine traditionelle Frisur der afrikanischen Stämme ist mehr als nur eine Frisur. Mehr als Ausdruck von Mode und Befinden einer Person. Eine afrikanische Frisur afrikanischer Ur-Stämme ist kennzeichnend für die aktuelle Lebenssituation und einen fest definierten Lebensabschnitt. Aber die Frisur sagt noch mehr aus über die aktuelle Lebenssituation, sie zeigt bspw. auch die gesellschaftliche Stellung, Geschlecht und Alter des Menschen. Diese Frisuren richten sich je nach Stamm nach einem fest vordefinierten und vorgegebenen Muster, welches über Jahrhunderte gewachsen und von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Dennoch lässt sich inzwischen auch festhalten, dass auch diese festen Muster und ursprünglichen Traditionen in Afrika durch die Urbanisierung, Industrialisierung, Modernisierung und die wachsende Mobilität immer weiter vermischt oder gar völlig verschwinden. Eine afrikanische Frisur sagte jedoch vor einigen Jahrzehnten noch eindeutig aus, zu welchem Stamm nun ein Mensch gehörte. Das Erscheinen der Frisur gab Auskunft über die Lebensphase, ob eine Frau nun noch ein minderjähriges Mädchen oder Verheiratet, Schwanger oder Verwittwet war, aber auch ob das Individuum nun bspw. eine Maurin oder eine Fulbe-Frau war. Die traditionellen Haartrachten der Kurumba von Burkina Faso symbolisieren zum Beispiel in Form von fehlenden Stirnzöpfchen, dass die Frau einen Mann hat und somit von keinem anderen Mann mehr begehrt werden darf. Diese Frisuren machten neben den verschiedenen Körpertätowierung, Körperbemalungen, sowie streng traditioneller Kleidung und dem Schmuck die Zugehörigkeit der Mitgliedern zu einer Gruppe möglich.

In verschiedenen afrikanischen Stämmen gab es nun traditionell auch noch unterschiedliche so genannte Altersklassensysteme.

In ihrer Ausprägung lassen nun bspw. die senegalesischen Wolof ihren kleinen Töchtern runde Haarbüschel stehen, während wiederum die Bambara-Mädchen in Mali ein dichtes Haarknäuel über der Stirn trugen. Ab dem 9. Lebensjahr lässt das Bambara-Mädchen dann die Haare wachsen. Diese werden dann in vielen Zöpfchen zum Hinterkopf hinauf geflochten.

DieKhassonke-Mädchen tragen vor ihrer Beschneidung vier Haarbüschel, zwei auf dem Mittelscheitel, eines über dem Nacken und ein viertes über der Stirn, wie eine Art „Löwenmähne“. Die Anwendung der Frisuren-Altersklassensyteme beginnen bereits in den ersten Lebenstagen (z.B. mit dem Kahlrasieren des Kopfes). Zumeist im Zuge der Taufe und der damit verbundenen rituellen Namensgebung. Bei afrikanischen Jungen verändert sich die Haarpracht im Allgemeinen im Zuge der üblichen Altersklassengliederung mit Antritt des 5. Lebensjahres. Anstelle der vollständigen Kopfrasur, lässt man nun auf dem Hinterkopf, über der Stirn oder symmetrisch oberhalb der beiden Schläfen einzelne Haarbüschel stehen. Diese  geometrisch angeordneten Haarbüschel bilden dann Zöpfchen, Haarstreifen und Hahnenkämmen. Jede geometrischen Haarfigur symbolisiert die Zugehörigkeit zu einem Clan, den sozialen Rang, die Kastenzugehörigkeit, das Alter und das Geschlecht.

zum ersten Teil der Geschichte afrikanische Frisuren

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